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BLIND-Zeitung vom 2. März 2000

Familienzusammenführung auf paraguayisch

TRIER. (sfb) An Weiberfastnacht platzte die Bombe. Was zuerst noch wie ein harmloser Fastnachtsscherz aussah, entpuppte sich gestern nachmittag als vielleicht größte Sensation der anlaufenden Fußballsaison. Der für Bayern spielende Wunderstürmer Roque Santa Cruz (15) aus Paraguay hat einen nicht weniger wundersamen Zwillingsbruder, der demnächst ebenfalls in der deutschen Elite-Liga spielen wird: Bernardo Santa Cruz. Bis zuletzt wurde die Nachricht vom Wechsel des Südamerikaners zu dem Erfolgsclub HerrBertis Buben geheimgehalten.
Auch Trainer Eiden (45) und Präsident Agricola (älter) ließen sich im SPIEGEL-Interview nichts anmerken. Da Santa Cruz auch noch mit Real Madrid verhandelt hatte, drohte der Transfer sonst in letzter Minute zu platzen. Doch der kommende Weltstar entschied sich für die Buben: "Ig mögte in einer Mansaft espielen, die die Bayern eslagen kann", sagte der hispanophone Fußballer in überraschend gutem Deutsch

den bis in die späten Abendstunden gespannt wartenden Journalisten.
Gilt sein Bruder Roque als genialer Torjäger, so liegen Bernardos Qualitäten in der Abwehr. Fachkreise sprechen von einem zweiten Roberto Carlos. Doch Bernardo (1, 79 m) ist überzeugt: "Ig bin der großere Espieler!" Wird Roque für seine Ballbehandlung gerühmt, konzentriert Bernardo sein Können ganz auf den Gegenspieler.
Gespannt darf man dem bevorstehenden Duell zwischen den Kreu(t)zbuben entgegensehen, wenn die Bayern zum Champions-League-Spiel nach Trier anreisen. Ob er keine Beißhemmungen habe, gegen seinen eigenen Bruder zu spielen, wurde Bernardo Santa Cruz gestern gefragt. "Claro, es mi hermano (=Er ist mein Bruder). Aber veregessen Sie nigt, Kain und Abel waren auch Bruder." Ähnlich bibelfest erwies sich Mannschaftskapitän B. Epsner-Ascher bei seinem Kommentar in gewohnt lupenreinem Latein: "In cruce salus."

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