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Spiegel 10/2000

Siegfried und Roy des Hackentricks

Präsident Agricola und Trainer Eiden über die Turbulenzen bei "Herbertis Buben"

Thomas Agricola (31) und Herbert Eiden (43) galten als eines der Traumpaare der Liga. Nach seinem Karriereende brachte es Agricola durch dubiose Finanzspekulationen zum Multimillionär, während Eiden noch bis ins hohe Alter aktiv war. Seit 1998 führten beide den dahindarbenden Verein wieder ins internationale Geschäft zurück - im Sommer soll nun endlich ein Titel her.
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SPIEGEL: Herr Eiden, wer wird den Uni-Cup gewinnen?
Eiden: Eine schwierige Frage gleich zum Anfang. Aber ich sag mal, daß wir neben vielen anderen Teams auch gute Chancen haben.
Agricola: Was heißt gute Chancen?! Mit diesem Team muß man einfach ganz oben ein Wörtchen mitreden!
SPIEGEL: Oder droht bereits die nächste Blamage nach dem frühen Ausscheiden bei den beiden letzten großen Turnieren?
Eiden: Na ja, ich sag mal, wir hatten auch Pech. Im Sommer waren es unsere Verletzten und im Winter erwischten wir bei der Auslosung dann die sogenannte 'Todesgruppe'.
Agricola: Einspruch! Seitdem der Katsche (Stopper Kreutz, Red.) und der Apsner so gut wie aufgehört haben, fehlt einfach die spielerische Linie.
Eiden: Stimmt. Aber ich sag mal, solche Leute zu kompostieren, klappt nicht von Heute auf Morgen.
SPIEGEL: Eine ähnliche Situation wie nach dem Ende der kongenialen Sturmachse Eiden-Agricola, als der Verein sogar vor dem Abstieg stand?
Eiden: Schon. Ich sag mal, nach dem '81er Cupsieg gegen den FC Peasants Norfolk sind wir in eine Art Loch gefallen. Wir haben zwar im Winter 1998 kurz herausgeschaut, aber da war ich ja auch noch Spielertrainer...
SPIEGEL: ...und begeisterten die Fans wie in alten Zeiten mit Ihren legendären Hackentricks.
Eiden: (lacht) Haha, da macht mir auch heute noch keiner was vor - sag ich mal.
Agricola: ...in dieser Zeit der allgemeinen Buben-Euphorie habe ich ab und an mal beim Training mitgespielt. Und es funktionierte noch mit uns beiden: Antäuschen, Hacke und dann flach ins Toreck - geil! Sogar über mein Comeback habe ich damals nachgedacht!
SPIEGEL: Und warum wurde es nichts? Angst vor dem Scheitern?
Agricola: Angst kenne ich nicht. Aber Freitags kümmere ich mich um mein Anwesen, meine Pferde, meine Frauen und mein Boot. Da war halt keine Zeit mehr.
SPIEGEL: Die Fans hätte es sicher gefreut. Eiden: Also ich sag mal, auf die konnten wir eigentlich auch so immer zählen. Schade nur, daß die beiden gerade jetzt in Urlaub sind.
SPIEGEL: Könnten Sie sich denn heute Spieler leisten, die dem Erfolgsduo Eiden-Agricola vergleichbar sind? Agricola: Klar doch. Ich kann mir jeden Spieler leisten! Was der Fuchs oder der Uhrmacher heute verdienen, das hat doch längst internationales Niveau...
Eiden: ...was ich mal von deren Gekicke wahrlich nicht sagen kann!
SPIEGEL: Ist die derzeitige Krise nicht auch eine Folge der andauernden Spekulationen um das undurchschaubare Finanzgebaren des Präsidenten?
Agricola: Völliger Unfug. Ich bin doch niemandem Rechenschaft schuldig, woher mein Bimbes kommt. Und die Mannschaft hat zu spielen und zu gewinnen. Sonst nix. Basta.
SPIEGEL: Also auch in Zukunft Nibelungentreue zum Trainer?
Agricola: Klar doch, das ist bei uns wie bei Siegfried und Roy, Kohl und seinen Spendern oder -noch besser!- den 1860ern. Nur daß der Wildmoser dicker ist als ich...
Eiden: ...und ich von Samson und Dir längst nicht so viel Kohle bekomme, wie der Lorant von Nikotinell und seinem dicken Präsidenten!
SPIEGEL: Stichwort 1860 München: Auch bei den Buben gab es Gerüchte um wilde Affären des Präsidenten.
Agricola: (lacht) Ich weiß worauf Sie hinauswollen. Aber das mit der Frau Mauren waren professionelle Kontakte. Herbert drohte Anfang 1999 während des Fleck-Transfers damit, dem Udo zu den Mensa Stars New Fork zu folgen.
SPIEGEL: Eine Frau als Trainer? Eiden: (grinst) Ja ich sag mal, wieso nicht? Wir haben ja auch einen pseudo-kriminellen Präsidenten aus Franken.
Agricola: Psst, das Verfahren läuft doch noch! Jedenfalls hätte ich die Trainerfrage sicher nicht überstürzt entschieden. Notfalls hätte dann halt der Uli Seibert die Hütchen aufgestellt.
SPIEGEL: Was erwarten Sie von den nächsten Wochen und Monaten?
Agricola: Daß mit einem Titelgewinn endlich einmal Ruhe einkehrt. Dann spendiere ich auch 'ne spektakuläre Neuverpflichtung. Mit dem Krey habe ich sogar schon telefoniert.
Eiden: Mmm, ich sag mal, schön wäre so'n Pott natürlich schon. Mir würde es aber zunächst einmal reichen, wenn die Jungs wieder zu einem Zeitpunkt trainieren, an dem ich auch teilnehmen kann. Die ganz großen Teams zeigen es uns doch: Der Otto, der Ottmar und der Christoph sind sogar bei den Spielen dabei!
SPIEGEL: Herr Eiden, Herr Agricola, wir danken für dieses Gespräch!

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