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BLIND-Zeitung vom 12. Juni 2000

Der "Untergangs"-Mythos

Knappes Ausscheiden der Historiker-Elf beim Uni-Fußballturnier

TRIER. Gut gespielt und doch verloren. Auf diesen kurzen Nenner ließe sich der Verlauf des gestrigen Kicker-Turniers aus Sicht des unglücklich ausgeschiedenen "Team Untergang" bringen. Die handverlesene Auswahl aus dem Traditionsclub HerrBertis Buben trat erstmals unter diesem Namen bei der Meisterschaft an, und mußte am Ende diesem unglücklichen Omen leider Tribut zollen. Dabei sah es zu Beginn gar nicht danach aus. Im ersten Spiel wurden die "Eternal losers but French lovers" mit 3:0 geschlagen. Auch diese Mannschaft machte ihrem Namen alle Ehre, zumindest was den ersten Teil betrifft. Zur Richtigkeit des zweiten Namensteils mögen andere Berichterstatter(innen) Auskunft geben.
Im zweiten Spiel wurde das Team "Auw" (sprich: Auweh!) mit einem überragenden 6:0 geradezu vom Platz gefegt. Und damit waren sie noch gut bedient. Daß der Gegner mit einem Mann weniger angetreten war (selbst schuld!), tut diesem heroischen Sieg keinen Abbruch, im Gegenteil! Viel schwerer wiegt, daß die derart Entmutigten darauf das Handtuch warfen und sich ganz aus dem Turnier zurückzogen. So wurden unsere Helden um die Früchte ihres triumphalen Sieges gebracht! Schlimmer noch, durch das feige Davonlaufen wurde der Mannschaft von Spartak LSD aus Luxemburg ein Spiel erspart, so daß diese das alles entscheidende letzte Spiel ausgeruht bestreiten konnte. Doch der Reihe nach.
Im dritten Spiel wurden die "Magic Eulers" entzaubert. Über dreiviertel der Spielzeit beherrschten unsere Jungs die Mathematiker eindeutig. Erst ein nicht geahndetes Foul am überragenden Libero Martin Fuchs brachte den Gegner kurz vor Schluß zum ersten Mal in Ballbesitz und in Tornähe. Diese einzige, unverdiente Chance nutzten die Minimalfußballer aus dem E-Gebäude zum 1:0 Endstand.
So mußten sich unsere Helden in einer wahrlich heroischen Endschlacht dem fiesen Team aus Luxemburg stellen. Der Gegner konnte, wie gesagt, frische Truppen ins Gefecht werfen, während unsere Recken ohne Auswechselspieler und mit einem Spiel mehr in den Knochen antreten mußten. Über weite Strecken kontrollierten unsere Mannen das Spiel, ließen Ball und Gegner laufen. Die Luxis rannten wie gereizte Raubtiere kopflos gegen

die Festung aus Beinen in unserem Strafraum an, in der die aufrechten Abwehrrecken Jannes, Ulf und Martin mit dem selten geprüften Junker Jörg als Torwart gleich einem unüberwindlichen Turm im Rücken eine Angriffswelle nach der anderen tapfer in die Flucht schlugen.
Immer wieder sprengten unsere wieselflinken Angreifer Marc, Volker und René den Belagerungsring und preschten zu gefährlichen Gegenangriffen in die gegnerische Hälfte, wo die Luxemburger Abwehr wie ein Hühnerhaufen auseinanderstob. Doch gegen Ende der Schlacht mußten wir dem hohen Tempo und dem unbeugsamen Einsatzwillen Tribut zollen. Die Kräfte auch der Kräftigsten schwanden, und so nahm das unaufhaltsame Schicksal seinen Lauf. Als sich kurz vor Schluß ein gegnerischer Stürmer frech in den Strafraum gemogelt hatte und von unserem Ulf gestellt wurde, ließ er sich so theatralisch fallen, daß dem Schiedsrichter gar nichts anderes übrig blieb, als auf Elfmeter zu entscheiden. Diese bis dato erste Tormöglichkeit wurde von den Luxis eiskalt genutzt. Als unsere Kämpen dann ihre Strafraumfestung aufgeben mußten und mit aller Macht die letzten Kraftreserven mobilisierten, um den rettenden Ausgleich zu erzielen, kam es wie es kommen mußte. Der Konter eines frisch eingewechselten Gegners, der die entscheidende Hundertstelsekunde schneller war als unsere nach achtzig Minuten ohne Pause ausgepumpten Abwehrrecken, führte zum alles entscheidenden 2:0 praktisch mit dem Schlußpfiff. Als der erste Schlachtendunst und Pulverdampf sich vom Boden erhob, sah man unser heldenhaftes "Team Untergang", das zwar geschlagen, aber erhobenen Hauptes unter dem frenetischen Jubel zehntausender Anhänger die Arena verließ, während die Luxemburger Mannschaft ob ihres unverdienten Sieges mit einem Pfeifkonzert bedacht wurde.
Mag die Niederlage noch so schmerzlich sein, in Erinnerung bleibt der heldenmütige Kampf bis zum letzten Atemzug, und vergessen wir nicht, die größten Mythen der Menschheitsgeschichte sind Untergangsmythen: von Troja über die Nibelungen bis zu Bayer Leverkusen. Unsere Jungs haben den guten Kampf gekämpft, den Lauf vollendet, den Glauben bewahrt. Ein Platz an Odins Siegestafel in Walhall ist ihnen sicher!

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