Heim
Druckversion
BLIND-Zeitung vom 13. August 2001

Alter Streit um neue Kohle

Verteilung der Fernsehgelder entzündet Streit bei den Buben

TRIER. (sfb) Als letzten Freitag zu Trainingsbeginn die Fernsehkameras auf das Sportgelände von HerrBertis Buben drängten, schien die Welt noch in Ordnung. Der Vertragscoup von Präsident Agricola um die Übertragungsrechte, der dem Verein einen unerwarteten Geldsegen bescheren soll, war gerade bekannt geworden, und die Buben sonnten sich im Glanz ihrer jüngsten sportlichen (Wir berichteten - warum eigentlich? - nicht!) und finanziellen Erfolge. Teamchef Eiden war zu ungewohnten Scherzen aufgelegt, plauderte ungezwungen mit der sonst so bemäkelten Presse und führte den Fotografen einen Pélé-Trick nach dem anderen vor. Bei den Spielern sah man allenthalben zufriedene Gesichter, stolz geschwellte Heldenbrüste und einen lockerer Umgangston wie lange nicht mehr. Selbst Alt-Libero Burkhard Epsner-Ascher ließ es sich nicht nehmen, zur Feier des Tages nochmal das goldgelbe Bubenleibchen überzustreifen.
Doch der Schein trügte. Unter der Decke gärt es nämlich gewaltig. Schuld daran ist die geplante, äußerst ungleiche Verteilung der DM.TV-Millionen bei den anstehenden Vertragsverhandlungen der Spieler. Während des Trainings waren daher auch solch unschöne Dialoge wie folgender zu hören. Seppel Knöchel zu Katsche Kreutz: "Steh' hier nicht 'rum! Beweg dich!" Katsche zu Seppel: "Lauf du doch, du Sack! Du bist doch hier der Millionnär!"

Daß sich Kreutz auch über Knöchels Vertrag mit einem Kosmetikkonzern lustig gemacht haben soll ("Wenn der seine Beine an l'Oréal verkauft, verklopp' ich meinen Hintern an Hakle feucht!"), wies das vermeintliche Lästermaul aber zurück. "Wem der seine Extremitäten zeigt, is' mir doch schnurz!", brummte Kreutz vor dem Abflug zur Nationalmannschaft nach Budapest, wo er beim Länderspiel gegen Ungarn den verletzten Jens Nowotny vertreten soll, in die Mikrophone.
Der Grund der Verärgerung bei dem alten Schlachtroß ist indes ein ganz anderer. Einen Tag vor Bekanntwerden des Fernseh-Coups hatte er nämlich seinen Vertrag verlängert, wobei ihm Präsident Agricola mit Hinweis auf die desolate Finanzlage des Vereins einen Hungerlohn (nur etwa 20.000 Euro monatlich) abgepreßt hatte. "Das ist unfair! Seit Jahren halte ich für den Verein meine Knochen hin und habe beim letzten Turnier bis zum Umfallen gekämpft (stimmt!, die Red.), während andere für anderthalb Spielchen dieselbe Siegprämie (nämlich nichts!, die Red.) einheimsten. Jetzt hat der Verein mal Geld, da geh' ausgerechnet ich leer aus!", schüttete Kreutz in der letzten ran-Sendung (Samstag, 23.15 Uhr) Moderator Würg von Zorra sein Herz aus. Doch vielleicht steht bald nicht nur Katsche mit leeren Händen da. Seit Mittwoch hat Thomas Agricola nämlich die Steuerfahndung im Haus!

  [ top ]   [ vorige ]   [ nächste ]   [ zurück ]

Mail