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HAZ vom 4. Juli 2002

Die ganze Wahrheit über die doppelten Buben

Leider ist der Spielbericht vom großen Turnier in Trier dem zuständigen Ressortleiter der HAZ vergangene Woche hinter den Schreibtisch gerutscht und deshalb nicht rechtzeitig abgedruckt worden. Da sich jedoch in der Folge des tragischen Abschneidens des Turnierschrecks Herbertis Buben eine Auseinandersetzung zwischen diversen einschlägig bekannten Zeitungen entwickelt hat, erscheint es uns ratsam, den Artikel hier nachzuliefern, nachdem ihn unsere Putzfrau bei ihrer monatlichen Reinigung dankenswerterweise wiederentdeckt hat.

Trier, 27. Juni. (dpd) Noch vor einer Woche durften die Mannen von Herberti jubelnd das Bubenlied anstimmen - heute dagegen stecken sie ihre Köpfe in die Asche der Tarforster Sportarena oder bestreuen sich zumindest ihre Häupter damit. Wie aber konnte es zu diesem extremen "Wechselbad der Gefühle, sag ich mal," ( Herberti) kommen?
Schon im ersten Spiel war dem überraschend starken Team Herbertis Buben (B) ein Sieg über die optisch überlegenen Stürmer aus Gauß gelungen. Garant des ohne Ersatzmann errungenen Erfolges (Habib hatte mal wieder das Fahrrad verpasst: "Habe ich jetzt Mist gebaut!" - leider ja!) war dabei Käpt'n Uliseh, der als Interimstorwart nicht nur jeden Ball sicher aus dem Aus fischte, sondern auch seinen Gegenüber durch einen Abschlag zu einer Glanzparade zwang. Die anschließende Ecke brachte allerdings nichts ein.
Auch im zweiten Spiel gegen Rudis Reservisten glänzte Uliseh, der mit einem unhaltbaren Direktschuss ins rechte untere Eck das entscheidende zweite Tor erzielte. Zuvor hatte bereits der neue Stürmerstar Fathy zu seinem zweiten und leider letzten Turniertor getroffen - immerhin dem schnellsten Treffer der Trierer Fußballgeschichte! Nach einem Befreiungsanstoß von Sven überwand er den verdutzten Torhüter bereits in der 2. Spielsekunde mit einem miromäßigen Kopfball. In der Folge gelangen gegen den demoralisierten Gegner noch drei weitere Tore, wobei auch Jin Kun Cha eine seiner elf hundertprozentigen Chancen zu nutzen wusste und sich neben Neuzugang Oliver und Hardy in die Torschützenliste eintrug. Das Tor des Letzteren wurde allerdings erst anerkannt, als Torwart Katze Rath seinen lautstarken Protest wegen drohender Heiserkeit zurückzog.
Nach einem tor- und glanzlosen 0:0 gegen Eternal reichten zwei späte Treffer gegen die saarländische Maurerauswahl schon fast zur vorzeitigen Qualifikation für die Endrunde. Aufgrund einer bierseligen Leistung gegen die No Angels mussten die Buben dann jedoch noch einmal kräftig zittern, da sie in der Nachspielzeit nach einer Ecke einen Kopfballtreffer zum 1:4 zuließen. "Da hatten wir natürlich alle Barcelona in den Köpfen, aber zum Glück haben wir die letzten Sekunden dann noch überstanden, sag ich mal," analysierte Herberti die Partie in gewohnter sprachlicher Eleganz.
Zwei Tage später machten es Herbertis Buben (A) sogar noch spannender. Gegen das Team Übergang, so benannt nach seiner überharten Gangart, mussten erst drei dumme Gegentore her, um die Mannschaft wachzurütteln. Gleich zu Beginn zeigte Torwarthüne Christian, dass er schon lange auf einem Niveau spielt, wie es Olli Kahn erst bei der WM erreichen sollte. Trotz einer bei Einschießen erlittenen Fingerfraktur lief er im ersten Match auf und ließ auch gleich den Ball durch die wunden Hände rutschen. Die anstürmende weibliche Servierkraft ließ sich die so servierte Chance natürlich nicht entgehen und schoss zum 2:0 ein, nachdem zuvor schon Leo einen seiner berühmt-berüchtigten tödlichen Rückpässe gespielt und damit das erste Tor eingeleitet hatte. Nachdem noch ein drittes Tor gefallen war, wurde schon Loddars Spezialhandel mit Bubenwetten ausgesetzt,

doch gelang in einem mutmachenden Kraftakt noch der Ausgleich zum 3:3, wobei sich der Gegner kräftig mit Gegengeschenken revanchierte.
Anstatt aus diesem Teilerfolg die Energie zu weiteren Großtaten zu ziehen, verloren die Buben gleich das nächste Spiel gegen die Psycho Würste - durch ein Gegentor, das wieder mit einem Vorstoß Leos in die eigene Defensive mustergültig vorbereitet worden war. Nun wussten alle, sogar Herberti: "Es braucht ein Wunder, sag ich mal, und dazu noch zwei Siege aus den letzten Spielen." Diese beiden Siege konnten jedoch wider Erwarten noch eingefahren werden - zunächst gegen das indisponierte Kanonenfutter aus dem Saarland, ein Spiel, in dem sich jeder reihum in die Torschützenliste eintragen durfte, zwei oder drei Mal sogar Volker, der dabei seinen torgeilen Egoismus offenbarte sowie im Torjubel die seltsame Aufschrift seines Unterhemdes (Vorderseite: "Männer!" - Rückseite: "Ich folge euch!").
Dass dieser Torrausch einer von der flüchtigen Sorte war, zeigte sich im entscheidenden letzten Spiel gegen Ajax Affenkäfig, in dem trotz drückender Überlegenheit nur ein Elfmeter in der Schlussminute heraussprang, nachdem ein ahnungsloser Gegner Leos angeknackster Rippe nicht schnell genug ausgewichen war. In gewohnt souveräner Manier ließ sich Nandor das Tor und den Aufstieg in die Zwischenrunde aber nicht mehr nehmen.

Statt sich auf ihre neuen, d. h. meist alten Gegner vorzubereiten, beschäftigten sich die Buben jedoch in der Zwischenzeit damit, voreilige Ergebniswetten auf das Endspiel zwischen den Buben (A) und den Buben (B) abzuschließen. Auch der Übereifer, mit dem das Präsidium die unverhofften Einnahmen aus dem doppelten Aufstieg gleich in neue Spieler investierte, ohne ihnen die Zeit zur nötigen Integration zu lassen, wirkte sich bedenklich auf die folgenden Spiele aus. Zwar gelang Herbertis Buben (B) mit einem 0:0 gegen die No Angels eine gewisse Rehabilitation für das Vorrundendebakel gegen dieses Team, doch sollte dies ihr letzter Punktgewinn im Turnier sein.
Die Zehen Roberto's ließen sich von ihrem grammatisch falschen Apostroph nicht irritieren und erzielten in einem ausgeglichenen zweiten Spiel das zum Sieg nötige Tor. Nicht besser taten es die Luxemburger von LST im folgenden Match, als die Buben zwecks Wahrung ihrer letzten Chance alles nach vorne warfen und deshalb hinten einen Konter samt zugehörigem unnötigen Tor einfingen. Unschuldig an dieser Entwicklung war immerhin der Vorrundenheld Uliseh, der erst im Spiel gegen Sturm Gauss zum Einsatz kam und gleich für einen Aufschrei sorgte, wenn auch nicht des Publikums, sondern nur seiner selbst. Ein offenes Spiel wurde mit zwei Toren für Sturm Gauss belohnt und die Buben mit dem Ehrentreffer durch Sven in letzter Sekunde.
Nicht besser erging es Herbertis Buben (A) in der zweiten Zwischengruppe. Als sich drei Buben im eigenen Strafraum gegenseitig den Vortritt zum Befreiungsschlag lassen wollten, waren die Käfig-futbolitos die lachenden Vierten und trafen ebenso zum 1:0 wie im nächsten Spiel das Team Übergang nach einem Ballverlust des unbekannten Mittelfeldspielers. Nach dieser Partie blieben gerade mal sieben unverletzte Buben, um die letzte Partie noch ehrbar mit 1:1 zu beenden - das Ehrentor gelang kurz vor Schluss Marcelinho (dem sogenannten unbekannten Mittelfeldspieler).
Am Ende gewannen die Käfig-futbolitos gegen die Magic Eulers das ohne Bubenbeteiligung bedeutungslos gewordene Endspiel, während die Stars um Loddar längst im Flieger zurück nach Europa und ins Straftraining saßen. Zum besten Buben des Turniers wurde übrigens nicht, wie voreilig in dieser Zeitung gemeldet, Käpt'n Uliseh gewählt, sondern André, der große Dirigent der Zweierkette der Buben (B).

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