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HAZ vom 7. Juli 2002

Bubenstück geglückt! Die Mosel-Italiener sind Pokalsieger!

Präsident Agri Cola: "Lizenz für neue Saison aber noch nicht gesichert"

Was noch vor einer Woche niemand zu hoffen gewagt hätte, ist nun Wirklichkeit geworden. Herbertis Buben, die nach ihrem kläglichen Doppelaus im Uniturnier (siehe den HAZ-Artikel: "Die Mosel-Italiener maulen: wir wurden verpfiffen!") niemand mehr auf der Rechnung hatte, können jetzt den Luxemburgischen Weltpokal ihr eigen nennen. Vier Siege aus fünf Spielen sprechen eine deutliche Sprache. Und ihren Komplex hinsichtlich parteiischer japanischer Schiedsrichter haben die Buben gleich auch mit überwunden.

Trier, 4. Juli. (dpd) Das Auf und Ab der Buben hat in diesem Jahr Methode. Erst der historische Einzug beider Teams in die Endrunde des Uniturniers, dann ihr gleichermaßen peinliches frühes Ausscheiden. Und jetzt das: die Buben lösen die chinesische Nationalmannschaft als amtierender luxemburgischer Weltpokalsieger ab! Weder von scheinbar übermächtigen Gegnern noch von gefährlich giftigen Fußballzwergen in ihrem Lauf aufzuhalten, schritten die Buben um 22.15 Uhr MEZ am vergangenen Donnerstag endlich, wenn auch ungesehen weil im Dunkeln, als Sieger eines großen Turniers vom Platz.
Am Nachmittag hatte es dabei noch keineswegs nach einem glücklichen Turnierverlauf für die Buben ausgesehen. Eine aus der Not geborene, d.h. aus den Verliererteams der Vorwoche zusammen gewürfelte Mannschaft mit einem kurzfristig wieder mal zu groß gewordenen Kader von 12 Buben schien das alte Motto des Teams ("Meckern statt klotzen") zunächst zu bestätigen. Als dann auch noch Torwart Katze Raths zu spät aus dem Brasilien-Urlaub erschien (Herberti: "Wenn der Ailton 50.000 zahlt, muss es beim Raths mindestens ein Kasten Bier sein!"), gab keiner mehr einen Cent für die Mannschaft. Zumal Raths als logische Folge seines Trainingsrückstands auch gleich einen Klosesalto über den ankullernden Ball machte statt den Fuß davor zu halten. Da stand es gegen den Hochschulmeister schon 0:1, bevor die Buben überhaupt wussten, in welche Richtung sie spielten.
Aber zu Beginn der 2. Halbzeit kam Altstar und Käpt'n Uliseh ins Spiel und riss das Ruder herum. Sein optimal falsch getroffener Ball landete direkt vor den Füßen des einzig wahren Moselitalieners Marcello, der gekonnt zum Ausgleich eingrätschte. Und kurz darauf trat Uliseh sogar gleich noch einmal in bester Position über den Ball, nur war diesmal Marcello nicht zur Stelle, sonst wäre es der Sieg gewesen...
Im zweiten Spiel erprobten die Buben erfolgreich ihre neue Taktik, das gegnerische Team in Diskussionen mit sich und dem Schiedsrichter zu verwickeln. Nach dem schnellen Führungstor gelang es ihnen darüberhinaus, ihren Gegner um den Anstoß zu betrügen, worauf sie bis zum Spielende den Ball nicht mehr hergaben. Gefährlich wurde es nur noch, wenn sie sich in die besagten Diskussionen mit dem Schiedsrichter einmischten, was Sven wieder mal an den Rand eines berechtigten Platzverweises brachte. Am Ende hieß es aber nur noch: Hauptsache gewonnen und mit vier Punkten eine gute Ausgangsposition geholt!
Die luxemburgischen Ausrichter des Turniers mussten im letzten Gruppenspiel unbedingt gegen die Buben gewinnen und gingen hoch motiviert und siegesgewiss ins Spiel, zumal sie ja den Schiedsrichter selbst ausgewählt und bezahlt hatten. Doch zeigte sich der in allen Bubenspielen eingesetzte japanische Unparteiische mit europäischen Gepflogenheiten nicht vertraut und stellte sogar einen sich beschwerenden Luxemburger vom Platz, während die Buben ungestört ein Tor nach dem anderen schossen. Am Ende stand es 4:0, und der Underdog stand als Gruppensieger im Halbfinale.
Dort jedoch erfuhren die Buben selbst, was es heißt, wenn der Schiedsrichter fern europäischer Fußballkultur nach exotischen Regelbüchern auf Reispapier ausgebildet

worden ist. Gleich zu Beginn der Partie gegen die ettelbruckischen Damen vom Team Käthes Tanten (ein Name, der in Deutschland eigentlich als Deckname der Buben reserviert ist) entschied er auf regelwidriges Brustspiel von Marc direkt an der eigenen Strafraumgrenze. Der anschließende Freistoß gelangte ungehindert ins linke Toreck, da Katze Raths kurzzeitig mit einer gegnerischen Stürmerin angebändelt hatte. Erst im weiteren Verlauf der Partie wurde den Buben klar, dass es zudem kein japanischer Ritualwitz ist, Frauentore doppelt zu zählen: Sie lagen tatsächlich plötzlich 0:2 zurück! Doch mit dem Mute der Verzweifelung rannten sie nun auf das Tor der Tanten an und suchten die Lücke zwischen der Torfrau und dem Pfosten. Und trotz erschreckender Chancenauswertung stand es am Ende immerhin 5:2 für die Buben, nachdem sogar Hardy ins kleine Schwarze getroffen hatte. Nur Uliseh ging wieder mal leer aus, da die Partie in dem Moment abgepfiffen wurde, als er völlig frei auf das gegnerische Tor zuging ...!
Damit hatten die Buben aber immerhin mehr Glück als der Titelverteidiger, die chinesische Nationalmannschaft, die sich in Unkenntnis des japanischen Regelwerks beim Spielstand von 1:1 auf der sicheren Seite wähnte. Als sie erfuhr, dass sie damit unversehens verloren hatte und aus dem Turnier ausscheiden musste, war ihre dritte Blamage nach der WM und dem Uniturnier perfekt - angeblich soll die gesamte Mannschaft nun Asyl beantragt haben, da ihr in China die kollektive Todesstrafe droht.
Nachdem sich der Hochschulmeister überraschend gegen das favorisierte Team Übergang durchgesetzt hatte, trafen die Buben im Finale und in der Dämmerung wieder auf ihren ersten Gruppengegner - denn sie mussten leider erst abwarten, bis das Spiel um Platz 5 nach zwei Stunden durch die Münze entschieden wurde, nachdem keiner der Spieler mehr die Kraft hatte, einen Elfmeter zu schießen. Und auch im Finale sah es lange Zeit nach einer Entscheidung im Elfmeterschießen aus, wodurch Katze Raths die Gelegenheit bekommen hätte, seine vorigen Fehler wieder gut zu machen. Doch dann kam alles anders und Gatien aus der Tiefe des Raumes: Tooooor für die Buben! Anschließend warf der Gegner alles nach vorne und öffnete seine Abwehr für Konter, deren schönsten Jin mit einem Flachschuss unhaltbar abschloss. Damit war das Spiel gelaufen, die geschlagenen Hochschulmeister lagen am Boden zerstört am Boden, und die Buben feierten mit dem wohlverdienten Freibier, an dem sich der Gegner taktisch unklug schon vor dem Finale gütlich getan hatte.
Damit kann auch der zuletzt stark in die Kritik geratene Präsident Agri Cola aufatmen, denn seine beiden nach dem nach England zurücktransferierten Ailson teuersten Einkäufe der Vereinsgeschichte dürften endlich als gerechfertigt gelten. "Noch einen Fehlgriff können wir uns aber nicht leisten," hatte Herberti schon damals genörgelt, als über seinen Kopf hinweg die Neuen aus Korea und Kamerun geholt wurden. Bleibt nur abzuwarten, wen der zur Zeit erneut auf Spielersuche in England weilende Coach selbst diesmal nach Trier mitbringt ...!
Als klar bestes der angetretenen sieben Teams (die angemeldeten Saarländer waren leider mit ihrem Bus im Schlamm stecken geblieben, siehe den HAZ-Artikel "Saarländischer Verkehrsminister zurückgetreten") kann das Team der Buben nun jedoch gelassen dem weiteren Verlauf des für sie erfolgreichsten Jahres in der Vereinsgeschichte entgegen blicken. Und die Fragen beantworten, die noch im Raum stehen, wie etwa: Wozu brauchen wir eigentlich noch Herberti? Was steht zwischen den Zeilen von Loddars Glückwünschen? Von was für einer Lizenz redet der Präsident? Und welchen Preis bekommt Hardy für den Rekord von sieben Sorgenpunkten für vergebene Großchancen (muss wohl richtig heißen: sieben Scorerpunkten, d. Red.)?

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