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Festrede Loddars u.a. zur Ehrung der besten WM-Tipper

Liebe Buben, liebe Bübinnen, liebe Mit-Tipper, hoch geschätzte Vertreter der hier stationierten Streitkräfte, verehrte Festgemeinde,

ich bin bekanntlich kein Freund langer Reden und so habe ich beim Verfassen auch wie üblich versucht, daß das Schreiben dieser Worte nicht länger dauert, als das letztendliche Abhalten derselben.
Nun denn. Für die Nichteingeweihten einleitend nur kurz etwas zu dem Anlaß dieser kleinen Festlichkeit: Es geht weder um die errungene Vizeweltmeisterschaft von Rudi Völler, Olli Kahn, Miroslav Klose und Lars Ricken (ja auch der!), noch um irgendwelche persönlichen Anlässe meinerseits, auch wenn dies wiederholt im Vorfeld dieser Veranstaltung kolportiert worden ist (Ich werde - wenn überhaupt - erst nächstes Jahr dreißig!).
Nein, es gilt gleich zwei bedeutenden Ereignissen abschließend Rechnung zu tragen, die uns in den letzten Tagen und Wochen gleichsam beschäftigt, ja geradezu aufgewühlt und um den verdienten Schlaf gebracht haben: Der glorreiche Turniersieg der Historiker-Fußballmannschaft 'Herbertis Buben' zum einen und das WM-DM-Tip-Spiel zur Fußballweltmeisterschaft in Japan und Südkorea zum anderen.

In einem ersten, längeren Teil werde ich versuchen, eine präzise Analyse des 'Wunders von Tarforst' - sprich: des Buben-Turniersieges - zu geben, um dann in einem zweiten, noch längeren Abschnitt die Gründe für den für viele "Experten" - dieses Wort wird in letzter Zeit immer häufiger mit Anführungszeichen verwendet - überraschenden Ausgang des WM-Tip-Spiels zu benennen. Und erst dann - in der Abfolge also Punkt drei - gibt es auch die versprochenen Preise.

Zu Punkt eins: Die gelben Buben, bezahlt von Thomas Acricola, in der Regel betreut und gecoacht vom unermüdlichen Herberti, aufs Feld geführt vom Bubiversum-Webmaster und Mannschaftskapitän Ulibert und stets völlig unkritisch gefeiert und mit Kinderwünschen bedacht von ihren überwiegend weiblichen Fans standen vor dem sportlichen wie zwischenmenschlichen Aus. Wie der Presse zu entnehmen war, hat das frühe Ausscheiden der ersatzgeschwächten Mannschaft aus dem Uni-Turnier - nach zunächst glorreichen Siegen in der Vorrunde - offenen Streit und Gezänk nicht nur im Team, sondern auch im Vorstand und bei den Anhängern ausgelöst. Ein trauriges Schauspiel! Die Gründe hierfür waren indes vielschichtig: Fragen Sie doch einfach einmal Frau Voltmer in welch schöner Stadt ich etwa mich aufzuhalten gezwungen war anstatt mitspielen zu können ["Buh!"-Rufe für Rita abwarten] oder Herberti, wo er denn sein Tore-und-Taktik-Klemmbrett für die Halbzeitpause verschusselt hatte, während auf dem Platz das Drama seinen Lauf nahm.
Doch was soll jetzt noch das Nachkarten? Nur eine Woche später bot sich den Buben die nunmehr endgültig letzte Chance zur Wiedergutmachung: Das Turnier unserer Studienkollegen aus dem benachbarten Großherzogtum. Und dort - Sie wissen es mittlerweile alle - wurde anstatt sich Sand in den Kopf zu stecken Geschichte geschrieben: Es kam nicht weniger als der Titelgewinn heraus. Der erste Turniersieg der Buben überhaupt!
Die Gründe hierfür vorschnell aufzuzählen verbietet sich natürlich; dies sollte Aufgabe späterer Generationen sein - oder glauben Sie etwa, Fritz und Ottmar Walter, Toni Turek und Helmut 'der Chef' Rahn hätten damals '54 geahnt, was sie da gerade nachfolgenden Generationen angetan haben? Die Geschichtswissenschaften werden indes sicher berücksichtigen, daß dies das allererste Turnier war, an dem Teamchef Herberti nicht an der Außenlinie stand und seine verqueren Anweisungen in Sachen Taktik und Tore gab, sondern sich auf der Mutterinsel

des Fußballs aufhielt, um unseren Garanten vergangener Erfolge zur Rückkehr an die Mosel zu bewegen. [Applaus für Alison abwarten] Und hoffentlich gerät dabei auch in Vergessenheit, daß ich wieder mal nicht dabei war. Gleichwohl möchte ich in Abwandlung eines bekannten Sepp-Herberger-Zitates frei bekennen: "Ick bin ein Bube!"
Wie auch immer: Einen herzlichen Glückwunsch und bitte auch einen großartigen Applaus, für diejenigen, die wahrhaft Großes vollbracht haben!

Ich komme zu Punkt zwei, dem WM-Tipspiel: Daß die Fußballweltmeisterschaft 2002 als die "WM der Sensationen" in die Geschichtsbücher eingehen würde, stand schon kurz nach der Vorrunde fest. Die Liste liest sich wie ein Interrail-Fahrplan aus Zeiten, in denen Bahnchef Mehdorn dieses Reisevergnügen noch nicht so unsäglich verteuert hatte: Italien, Portugal, Spanien, Frankreich, England, Puerto Rico. Ja, wer hätte das außer den Holländern vorher schon gedacht?! Ebenso unerwartet und sensationell - diese Wörter seien an dieser Stelle einfach einmal gestattet - war letztlich das Abschneiden unseres Deutschen Teams rund um Lars Ricken. Wie schon die Völker der Antike sich Götzen ihrer Helden zur ewigen Verehrung schufen, so sammelten auch wir gemeinsam deren Fotografien zum löblichen Andenken. Und noch heute finden Sie die Bilder der Jungs unserer Nationalmannschaft eingangs dieses Flures auf dem in wochenlanger, mühsamer Arbeit zusammengestellten Hanuta-Poster.
[Proteste über den diebischen Chef abwarten]

Beim Tippen der Spielergebnisse tat sich gleichzeitig ähnlich Sensationelles: Vermeintliche Favoriten lagen - insbesondere durch die WM-Gruppen A und D verschuldet - früh zurück, während sich genetisch bedingte Nicht-Experten - Frauen also! - schnell auf den vorderen Plätzen eingependelt hatten. Unglaublich! Elisabeth Biesel etwa ärgert sich noch heute darüber, daß sie nicht mitgespielt hat. Aber wozu hat 'Mann' denn dann all die Jahre jedes Spiel geguckt und dabei Heribert Faßbenders Kommentare ertragen?! Und wenn einer schon Polen auf den Titel tippt, dann kann ich ja auch getrost ein Huhn meine Ergebnisse würfeln lassen, dachte ich zeitweilig. Nun, das hätte ich wohl auch besser mal getan... Wie auch immer: Viele vermeintliche Experten landeten ganz hinten, während sich Außenseiter fest an die Spitze setzten und diese auch halten konnten. Aber Nachkarten gilt nicht, sprach doch auch hier einst Sepp Herberger, daß der nächste Tip immer der schwerste ist und ein WM-Turnier 64 Spiele dauert: Das Ergebnis und die Gewinner sind somit keinesfalls als Ergebnis gnädigen Zufalls abzutun - zu bestechend war dafür die Konstanz in der Spitzengruppe, die einzig noch durch Volltreffer-Ergebnisse in der Endrunde oder durch einen letztlich korrekten Weltmeister-Tip verändert werden konnte.
Das teils umstrittene Regelwerk - dieses war allen gleichermaßen bekannt liebe Rita! - möge bitte mit den Ausrichtern diskutiert werden. Der vermeintlich ungerechte Unentschieden-Tip in der K.O.-Runde stand ja zeitweilig gleich heftig in der Diskussion wie weiland Herbertis Telefonnummer. Den Veranstaltern Burkhard und Alex von Kliomedia und ihrem Helfershelfer Uli sei an dieser Stelle jedenfalls herzlich gedankt für vier Wochen Spannung, Ärger, Überraschungen und abgründige Diskussionen hier und anderswo. Ich bitte um einen heftigen Applaus!

Zu Punkt drei: Ich bitte die Verantwortlichen darum, endlich mit der Preisvergabe zu beginnen und bedanke mich herzlich für Ihre Aufmerksamkeit!
[frenetischen Applaus entgegennehmen]

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