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Sport-BILD, Nr. 26, Freitag, 29. Juni 2002

Das Ende der Idylle? - Herbertis Buben in der Krise

Unruhe nach "Skandal-Aus" im Uni-Turnier - Eiden: "Mein Schuh ist auf!"

TRIER. (sid) Nach dem mehr als verdienten - und einzig von ihnen selbst als skandalös empfundenen - Ausscheiden aus dem Universitäts-Sommer-Turnier liegen bei den vormaligen Mosel-Brasilianern Herbertis Buben offensichtlich die Nerven blank. Geht der Trainer? Zerfallen Mannschaft und Vorstand? Und warum besucht Udo Lattfleck das Straftraining?

Nach dem sportlich verdienten Ausscheiden der Buben-Teams aus den Uni-Sommermeisterschaften ("Eigentlich unser Jahreshöhepunkt, sag ich mal" - Teamchef Herberti), scheint sich der Traditionsverein selbst in seine größte Krise seit dem Karriereknick von Katsche Kreutz zu manövrieren. Mittlerweile wird von Spielern wie Offiziellen offen angeprangert, daß man trotz zahlreicher Ausfälle mit gleich zwei Mannschaften zum Wettkampf angetreten und dort - nach einem kurzen Zwischenhoch in der Vorrunde - kläglich ausgeschieden war.
Im Vorfeld des Turniers hatten sich gleich mehrere Leistungsträger verletzt: Thomas 'Rippe' Raps zog sich eine Zerrung beim Handwurzelziehen zu, Martin Uhrmacher leidet immer noch an häßlichen Fleischwunden und René Richtschwert an einer Knöchelverletzung. Andere konnten aus anderen Gründen nicht teilnehmen wie Christel Becker, die an den Nachwirkungen von Pyjamaparties mit Herberti (immerhin bald 49) und Ulibert laboriert, während Loddar Knöchel (immer noch keine 30) derzeit mit Richtschwertscannen und auf-Anruf-von-Ruuudi-Warten beschäftigt ist. Folglich war es nicht mehr als die zwangsläufige Folge, daß in der Zwischenrunde für beide Rumpfmannschaften Schluß war.
Während andere noch die Schuld bei den Schiedsrichtern suchten oder gar von Betrug und Verschwörung redeten (andere berichteten, Red.), prophezeite Teamchef und ständiger Buh(l)mann Herberti schon unmittelbar nach dem Aus den Beginn einer längeren Krise: "Schließlich sind wir genau auf Siebenschläfer ausgeschieden. Jetzt geht's auch sieben Jahre so weiter, sag ich mal!" Und obwohl er auf Herbertis diesbezügliches Wettangebot (immerhin ein Ring Lyoner!) nicht eingehen wollte, fand auch Kapitän Ulibert - einzig von ein paar putzigen Stöhnlauten

unterbrochen - nur wenig tröstende Worte: "Wir haben einen Sch... gespielt. Unglaublich!" Zu recht: Einzig der gerade noch rechtzeitig von seiner Knietransplantation genesene Jörg Müller und der durch die Leistungen seiner Nationalmannschaft beflügelte Südkoreaner Jin Kun Cha konnten überzeugen. Der Rest war Schweigen: Selbst der ansonsten nicht gerade für seine Zurückhaltung bekannte Marc Becker (mit Christel weder verwandt noch verschwägert, Red.) gab nur auf mehrmaliges Nachfragen zähneknirschend zu Protokoll, daß man "sich erst einmal gedulden" und "jetzt vor allem Ruhe bewahren" solle.
Mit abwarten und Schach spielen war es jedoch schnell vorbei: Beim flugs anberaumten Straftraining nur einen Tag später kam sofort Unruhe auf, als Ex-Bube Udo 'Calli' Lattfleck (32) überraschend an der Seitenlinie auftauchte und nur scheinbar teilnahmslos dem Treiben zusah. Allzu offensichtlich suchte der derzeitige Spielertrainer von LHA Niederstift Koblenz nach Verstärkungen für die kommende Saison: Hier ein Plausch mit Dribbelkönig Gatien, dort ein Lob für den wieder einmal mit Magnetfuß verteidigenden Loddar und wiederholter Szenenapplaus für Lupfer-Leo ließen die schmählichen Absichten, in der künftigen Konkursmasse zu wildern, leicht erkennen. Endgültig voll war die Maß dann, als sich sogar Herberti selbst - mitten im Match und unter Vorwänden ("Ich muß was Trinken und mein Schuh ist auf...") - zwecks Smalltalk zum Koblenzer Lattfleck begab. Die Folge war ein tumultartiges Ende des Trainings, welches von unschönen Kommentaren in Richtung Teamchef begleitet wurde: Von "Geh' doch nach drüben!" über "Verräter!" bis hin zu "Dat saach ich dem Präääsi!" reichte die Palette der Schmähungen (Urheber sind der Red. bekannt).
Während sich der derzeit in Hafturlaub befindliche Clubchef Agricola gegenüber der Presse zur mittlerweile offen angesprochenen Trainerfrage nicht äußern wollte ("Das ist ein schwebendes Verfahren!"), teilte Präsidiumsmitglied Franz I. Sigler mit, er werde eine endgültige Stellungnahme der Vorstandsmehrheit mittels eines Leserbriefs an die Süddeutsche Zeitung kundtun. Unruhe, Zwist und Schuldzuweisungen scheinen sich also längst auch in der Führungsebene der Buben eingenistet zu haben.

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