(MAINZ, 17. Juni) Die Wirren bei Herbertis Buben nehmen kein Ende. Nachdem gestern der entlassene Trainer Eiden (49), unterstützt von einigen leider nicht nur auf dem Spielfeld auffälligen Spielern, mit massiven Drohungen und offenen Anfeindungen des Vereinspräsidenten seine Wiedereinsetzung erzwungen hatte, ist nunmehr Präsident Agricola mit sofortiger Wirkung zurückgetreten.
Seinen Rücktritt gab der exzentrische, aber stets engagierte und einfühlsame Agricola, in der Fußballwelt besser bekannt als 'der Ballflüsterer', in der ZDF-Sendung Freude heute von Nina Rüde bekannt. Leider liegt uns das anschließende Interview nicht vor, da Rüde, ergriffen von dem traurigen Schicksal des Präsidenten, Kamera und Ton abschaltete und sich persönlich den Problemen des tränenüberflossenen Agricola annahm.
So können wir nur auf einige zusammenhanglose Sätze zurückgreifen, die uns eine sichtlich mitgenommene und faszinierte Rüde nach dem Interview ins Mikrofon warf. Für den entmachteten Präsidenten sei nach dem Handstreich Eidens nur der Rücktritt geblieben. Er sei enttäuscht, wie wenig seine lange Tätigkeit und seine Erfolge im Verein gewürdigt würden und wie ein "dahergelaufener Papist" in "Trampeltoni-Manier" dem Verein seinen Willen aufgezwungen habe.
Zu den rebellischen Spielern, die Eiden unterstützten, habe Agricola geäußert,

daß diese "Bauernbuben" seien, mit denen er seinerzeit nur mündliche Verträge geschlossen habe, da sie ihren Namen nicht hätten schreiben können. Er fühle sich an eine ähnliche Situation erinnert wie vor Jahresfrist mit dem Pfälzer Basler, doch sei "man den rechtzeitig losgeworden" und habe der mittlerweile immerhin Schreiben gelernt ... Der größte, "tödliche" Fehler Eidens sei es gewesen, den ausgezeichneten Manndecker Katsche Kreutz (s. Interview in der BLIND-Zeitung) nicht öfter eingesetzt zu haben, was den mangelnden Erfolg zumindest im Spiel gegen 'Lady Marion' erkläre.
Auf die Frage, warum die Suche nach einem neuen Trainer erfolglos verlaufen ist, habe Agricola völlig konsterniert geantwortet: "Die Mauren ist für mich gestorben!" Die Situation der Mannschaft nach der Rückkehr Eidens "in Amt, aber nicht in Würden" bezeichnete Agricola als hoffnungslos, der Abstieg in die Damenliga sei in der nächsten Saison "mit diesem Gesicht" wohl kaum zu vermeiden. Er werde seine Sponsorengelder aus dem Verein zurückziehen und, wie früher, wieder "sinnvoll einsetzen", hauptsächlich für die Beleuchtung von Autobahnen, für die Geflügelzucht in Belgien und für die Trikotwerbung einer Damenmannschaft. Er selbst habe jetzt wieder viel Zeit - und die werde er wieder ganz der Rosenzucht, seinen weiten Gauen und seiner Frau widmen. Und Rüde weinte ...